Montag, 25. Mai 2009

Tubing, Camping, Rafting

Hello again,
erneut gilt es von einem ereignisreichen Wochenende zu berichten.
Um endlich mal, fernab unserer deutschen Freunde hier, Englisch zu sprechen und zur Abwechslung mal nicht Abends Bier trinken zu "müssen", sind wir mit Doreen am Samstag morgen in unserem SUV (sport utility vehicle = 'Pkw ähnlich einer Limousine mit erhöhter Geländegängigkeit') richtung Cache Creek (etwa 160 km nordwestlich) gedonnert. Es wurde jeglicher Alkohol in Berkeley gelassen und wir stellten uns auf ein sportliches, besinnliches Wochenende in der Natur ein. Als wir die 4 Franzosen, die ebenfalls einen eher ruhigen Eindruck machten, aufsammelten, wurde unsere Grundeinstellung dahingegen noch bestätigt.
Nach 1h Suche nach dem Campingplatz (kein Handyempfang im Umkreis von 20 Meilen (mal 1,6 = 32 km), erwartete uns jedoch, wie so oft, etwas völlig anderes- die zahlreichen entspannten älteren Naturfreunde entpuppten sich als bereits seit Freitag saufende, gröhlende Horde zum Teil Hut tragender Iren und Amis (Mitte 20 bis Ende 30), die statt Wanderschuhen und Wasserkanister, Unmengen an Budweiser, Schnapps, Fleisch und derben Humaor in ihr professionell konstruiertes Zeltdorf mitgebracht hatten! :o)
Wie immer wussten wir uns in die Gruppe einzufinden und schnell war man auch hier per Du. Kaum waren Zelte und Klamotten eingerichtet, ging es mit ca. 12 Wahnsinnigen und ebensovielen aufgeblasenen Autoreifen gestapelt auf dem klapprigen Jeep des zahnlosen Zeltplatzwärters, den man sich mit reichlich Bier und schmutzigen Geschichten, bereits Freitag Abend zum Freund gemacht hatte, 4 km den Berg rauf. Dort sprang man nun mit Badehose, Hut, Sonnenbrille, Wasserpistole und z.T natürlich Schnapps in das knietiefe, badewannenwarme Flüsschen und ließ sich gemach wieder zurück treiben. Mal bekommt man dann am Ufer nen nackten Hintern, tätowierte übergewichtige Familien, ne Fontäne Wasser oder gar, wie in meinem Fall, ein Gläschen Jägermeister (was auch sonst auf einem kleinen Fluß im Westen der USA) aus beförderten Kühltruhen kredenzt. Das ganze nennt man dann Tubing und dann hört es sich für den Laien auch wieder etwas nach Sport an.
Kaum wieder eingetroffen (nach 3h Jux und Dollerei), zeigte uns der bunte Haufen, was Barbecue hierzulande wirklich bedeutet. Ein riesiger Grill pro Zelt mit Gas, Kohle oder direkt vom Dieselgenarator betrieben, ist Pflicht und Speisen werden zubereitet, die man bei den meisten der Anwesenden sicher das ganze Jahr nicht in der eigenen Küche zu sehen bekommt.
Was dann folgte war abzusehen- es wurde fröhlich weitergetankt- mittlerweile mehr Schnapps als Bier und so wurde schnell wieder eine Party um ein riesiges Lagerfeuer aus der ruhig geglaubten Veranstaltung.
Da es am nächsten Tag aber bereits um 7 Uhr zum Rafting (auf Schlauchbooten wilde Flüsse runter) gehen sollte, mussten wir gegen 23 Uhr die Notbremse ziehen. Nach einer unruhigen Zeltnacht, in der immer wieder der Satz: "Adam, stay away from the music!" fiel, welcher an den Wahnsinnigsten in der Runde gerichtet war- ein verbrannter Ire mit hautenger kurzer Frotteehose und übergroßer Sonnenbrille, der den Promillerekord inne hielt, da er sich seit 2 Tagen, aufgrund einer Backenzahn-OP, weigerte etwas anderes außer Bier zu konsumieren!

Dem Camp Verrückter entkommen, ging es nun in richtung American River, wo mich mit ausschließlich Profis ein Klasse 4 River (das höchste ist Klasse 5 und das bedeutet meterhohe Wasserfälle) erwartete und das auch nur weil die Anwesenden im Glauben gelassen wurden, dass ich bereits Erfahrung mitbringe. :)
Was dann folgte, war sensationell! Nachdem alle mit Neoprenanzügen, Neoprenschuhen, Helmen und Sicherheitseinweisung ausgestattet waren (dieser Teil des Flusses ist nur wenige Tage im Jahr mit der Schneeschmelze befahrbar- also a....kalt), ging es ca. 5h lang 10 Meilen eine wundervolle Landschaft hinunter, in denen reichlich gepaddelt, Wasser geschluckt und gejubelt wurde, sobald man mal wieder eine mit Felsen gespickte Stromschnelle passiert oder einen kleinen Wasserfall bezwungen hatte- amazing!
Doch bevor wir uns nach 3h Rückfahrt, und 2 anstrengenden Tagen endlich im Bett wieder fanden, verließ uns noch unser Auto, dem die zahlreichen unwegsamen Geländetouren wohl etwas zugesetzt hatten, indem sich ein Reifen verabschiedete. Nun wurden wir wieder einmal Zeuge der amerikanischen Hilfsbereitschaft. Noch bevor wir uns bei Einbruch der Dunkelheit der Lage bewusst waren, hatten ein Vater und sein Sohn bereits unser Auto mit deren Wagenheber angehoben und das Rad runter- großartig! Die Halbpfünder an Burgern mit Pommes schmeckten im Anschluss gleich doppelt so gut!
Und was macht man, wenn man einen völlig verdreckten Mietwagen mit kaputten Reifen aus einem Wildniswochenende, das im übrigen, da privat organisiert, nahezu nichts gekostet hatte, zurück bringt?
Richtig- man bringt es zurück und lässt sich kostenlos ein Neues sauberes geben- es lebe Amerika! ;o)

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